In Europa sind mehrere hundert Wespenarten heimisch. Viele kennen nur die Gemeine Wespe als lästigen Plagegeist, der einem um das Essen herumschwirrt und im schlimmsten Falle stich. Dabei sind die meisten Wespenarten einzeln unterwegs und eher anti-sozial.
Soziale und anti-soziale Wespenarten
Die bekanntesten Wespenarten sind zumeist in großen Gruppen unterwegs und ziehen ihre Brut gemeinsam auf. Es sind diese Wespen, die über Süßspeisen und anderes Essen herfallen, während man einige erholsame Stunden im Freien verbringen will. Diese „staatenbildenden“ Wespen machen gut 15 der mehreren hundert Wespenarten in Deutschland aus. Sie bestehen ferner aus drei Unterfamilien, welche als Echte Wespen (Vespinae) zusammengefasst werden. Zusammen mit den Feldwespen bilden sie die Familie der Faltenwespen. Die meisten anderen Wespenarten gehören zur Unterfamilie der solitären Faltenwespen. Sie sind als Einzelgänger unterwegs und stören den Menschen nur sehr selten.
Laien fällt es zumeist schwer, die verschiedenen Wespenarten voneinander zu unterscheiden. Die Wespen zeichnen sich durch ihre schwarz-gelbe Farbe, die Kauwerkzeuge, die Antennen und die vielen Beine aus. Zudem sind sie flugfähig. Manche Arten weisen einen eher rötlichen Panzer auf, andere sind bräunlich gefärbt. Grob gibt es drei wichtige und bekannte Arten von Echten Wespen: Hornissen, Langkopfwespen und Kurzkopfwespen. Diese teilen sich noch einmal in weitere Unterarten auf, die in bestimmten Regionen Deutschlands heimisch sind.
Hornissen
Bei der Hornisse (Vespa cabro) handelt es sich um die größte in Deutschland heimische Wespenart. Die Arbeiterinnen sind mindestens 2 Zentimeter lang, während die Königin ganze 3,5 Zentimeter lang werden kann. Sie lassen sich nicht nur anhand ihrer Maße leicht erkennen, sondern auch an ihrer Färbung. Der Brustkorb ist rot und schwarz gestreift, der Hinterleib hingegen gelb und schwarz. Der Kopf ist einfarbig gelb und weist keine weiteren Zeichnungen auf. Entgegen gängiger Vorurteile sind Hornissen nicht aggressiv. Die Art ist in Deutschland geschützt und darf deswegen nicht getötet werden. Ebenso dürfen Hornissennester nicht einfach zerstört werden. Stattdessen führen Kammerjäger professionelle und artgerechte Umsiedlungen durch.
Die Königin richtet sich im Frühjahr ein. Aus ihren Eiern werden die vielen Arbeiterinnen geboren. Im Herbst folgen die jungen Königinnen und die männlichen Hornissen, auch Drohnen genannt. Diese verlassen dann das Nest und paaren sich mit den Königinnen, während im Winter die alte Königin mit dem Frost stirbt. Hornissen ernähren sich hauptsächlich von Insekten wie Spinnentieren und Fliegen, Baumsäften und Fallobst. Dazu zählen auch viele Schädlinge wie Stuben-, Fleisch- und Fruchtfliegen. Lediglich die weiblichen Hornissen verfügen über einen Stachel, mit dem sie ein Gift in die Stichwunde absondern. Sie können mehrmals zustechen, es sind jedoch mehrere Stiche notwendig, um einen Menschen in einen lebensbedrohlichen Zustand zu bringen. Für Allergiker sind sie dennoch gefährlich.
Langkopfwespen
Bei den Langkopfwespen (Dolichovespula) ist der Zwischenraum zwischen dem unteren Augenrand und dem Unterkiefer deutlich ausgreifender. Daher der charakteristische lange Kopf. Es ist eine recht häufige Wespenart, die vor allem in Mitteleuropa weit verbreitet ist. Die Weibchen werden zwischen 1,4 bis 1,7 Zentimeter lang, die Drohnen zwischen 1,2 bis 1,5 Zentimeter. Zu den Unterarten gehören etwa die Sächsische Wespe, Waldwespe, Norwegische Wespe, Kuckuckswespe und die Mittlere Wespe. Sächsische Wespen bauen ihre Nester bevorzugt auf Dachböden und in Hohlräumen. Die Norwegische Wespe hingegen nistet gerne in Bodennähe und in Hohlräumen.
Die Kuckuckswespe ist ein besonderer Sozialparasit. Sie baut keine eigenen Nester und bildet ihre eigenen Arbeiterinnen nicht selbst aus. Stattdessen macht sie sich in den Nestern der sächsischen Wespe breit und tötet die Königin. Anschließend werden die Eier und Larven ihrer Brut entfernt und eigene Eier ins Netz platziert. Die Arbeiterinnen der früheren Königin ziehen anschließend die Kinder ihrer neuen Herrscherin groß.
Auch bei dieser Wespenart gilt: Die Stiche sind zwar unangenehm, für die meisten Menschen jedoch ungefährlich. Stiche im Hals- und Rachenraum können trotzdem ein großes Risiko darstellen, vor allem für Allergiker. Wespen gehen in der Regel nicht aggressiv gegen Menschen vor, nur wenn sie sich bedroht fühlen und in die Enge getrieben werden.
Kurzkopfwespen
Die Kurzkopfwespen (Paravespula) weisen kein Zwischenraum zwischen dem Augenpaar und der Basis des Unterkiefers auf. Daher der vergleichsweise kurze Kopf. In Deutschland sind vor allem die Deutsche Wespe, die Gemeine Wespe und die Rote Wespe zu dieser Unterart zu zählen. Allesamt nisten sie eher versteckt in Hohlräumen nahe des Bodens. Die Arbeiterinnen der Deutschen Wespe werden zwischen 1,3 bis 1,6 Zentimeter lang, die Drohnen bemessen sich auf 1,3 bis 1,7 Zentimeter. Charakteristisch sind die ein bis drei schwarzen Punkte auf dem Kopfschild.
Die Gemeine Wespe sieht der Deutschen Wespe sehr ähnlich. Unterscheiden lassen sie sich anhand der Nester. Beide bauen ihre Nester bevorzugt in Bodennähe, doch sind die Nester der Deutschen Wespe von eher grauen Farbe. Die Nester der Gemeinen Wespe weisen hingegen eine helle Beige-Farbe auf. Die Gemeine Wespe wird zwischen 1,1 Zentimeter und 1,9 Zentimeter lang und ist über Deutschland hinaus weit verbreitet. Die Rote Wespe meidet Menschen und gilt als sehr friedfertig.
Feldwespen
Die Feldwespen (Polistinaue) umfassen verschiedene Unterarten. Dazu zählen etwa die Gallische oder Haus-Feldwespe, die Heide Feldwespe, die Zierliche Feldwespe oder die Berg-Feldwespe. Sie werden auch als Papierwespen bezeichnet, da ihre Nester aus zerkautem Holzfasern bestehen und deshalb eine papierartige Struktur aufweisen. Die Haus-Feldwespe siedelt sich häufig unter Dachziegeln oder in Schuppen an. Diese Wespenarten bestäuben sehr fleißig Blumen und Blüten und treten gegenüber dem Menschen nicht aggressiv auf.